«Habt ihr nicht gelesen...?» «N‘avez-vous pas lu...?»

Mt 19,4

 

Erklärung zur «Ehe für alle» in der Kirche

Das Evangelium wird uns grundlegend bezeugt durch das Wort der Apostel und Propheten in der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments.

- Leuenberger Konkordie, 1973

Im Hören auf das Wort Gottes gemäss der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments, im Wissen um unsere eigene Begrenztheit und in der Bereitschaft, uns durch das Zeugnis der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments und Gründe der Vernunft korrigieren zu lassen, unterzeichnen wir diese Erklärung, weil wir das Vorgehen und die Verlautbarungen kirchlicher Leitungsgremien rund um die kirchliche Diskussion zur «Ehe für alle» nicht akzeptieren.

1. Radikaler Bruch. Im radikalen Bruch mit der jüdisch-christlichen Tradition und der Gemeinschaft aller Konfessionen zu allen Zeiten und an allen Orten schlagen der Rat des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes (SEK) sowie die Räte verschiedener Kantonalkirchen vor, die kirchliche Trauung auch für gleichgeschlechtliche Paare einzuführen.

2. Kirche nicht über der Schrift. Wo die Grundlage einer solchen Entscheidung nicht die biblischen Schriften sind, wird der Boden der christlichen Theologie verlassen. Die Kirche steht unter der Schrift und nicht über ihr. Sie verliert ihre Legitimation, wo sie nicht die Schrift zum Massstab ihrer Entscheidungen macht.

3. Gesellschaftlicher Mainstream wird nicht hinterfragt. Wo die Kirche gegenüber dem Wort Gottes nicht mehr eine hörende und gehorsame Kirche ist, bestimmen Veränderungen im gesellschaftlichen Mainstream sowie staatliche Entscheidungen und Definitionen in einer unhinterfragten Selbstverständlichkeit die kirchlichen Entscheidungen. Der Schöpferwille Gottes kann niemals aus dem gesellschaftlichen Mainstream abgeleitet werden. Ein gesellschaftlicher Mainstream kann auch nicht als Rahmen benutzt werden, um die biblischen Schriften zu interpretieren.

4. Keine theologische Diskussion mehr. Anstelle einer echten theologischen Diskussion zwischen verschiedenen Auffassungen tritt ein zunehmend absolutes Auftreten derjenigen, die eine kirchliche «Ehe für alle» etablieren möchten.

 

Im Gehorsam gegenüber Jesus Christus und unter Berufung auf unser Ordinationsgelübde, das uns in unserer theologischen und ethischen Verantwortung auf die Grundlagen der Heiligen Schrift Alten und Neuen Testaments verweist, halten wir fest:


1. Entscheidungen müssen biblisch-theologisch begründet werden. Die kirchlichen Gremien des SEK und der Kantonalkirchen stehen in der Pflicht, ihre Entscheidungen biblisch-theologisch zu fundieren. Wo sie ohne diese Grundlage einem gesellschaftlichen Mainstream folgen, können wir ihre Beschlüsse nicht anerkennen.

2. Das christliche Eheverständnis. Für ein christliches Eheverständnis, das nicht zwingend mit dem säkularen Eheverständnis übereinstimmen muss, sind für uns leitend:

  • Das ergänzende Zueinander von Mann und Frau in geschlechtlicher Komplementarität. Dieses ist grundlegend in Genesis 1 und 2 ausformuliert und von Jesus Christus selbst (Mt 19, 4–6; Mk 10, 6–9) als Ehebund bestätigt. «Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie von Anfang an als Mann und Frau geschaffen hat? Und dass er gesagt hat: ‹Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die beiden werden ein Fleisch sein›?» Nur im Rahmen dieses Zueinanders ist die Weitergabe des Lebens möglich. Der Schöpfungssegen (Gen 1, 28), in dem der Ehesegen gründet, beinhaltet den Aspekt des Lebensempfangs und der Lebensweitergabe als Gottes Gabe. Die Heiligkeit menschlichen Lebens ist somit wesentlicher Grund für den besonderen Schutz und Segen der Ehe zwischen Mann und Frau.
  • Der gefallene Zustand der gesamten Schöpfung (Röm 5, 12–21; 8, 18–25). Alle Menschen stehen – was ihre Beziehung zu Gott, zum Mitmenschen und zu sich selbst (d.h. auch zur eigenen Sexualität) betrifft – in einem gebrochenen Verhältnis zum Schöpferwillen Gottes. Dieser Zustand verbietet es, von dem, was uns in der Natur begegnet, unmittelbar auf seinen ursprünglichen Willen zurückzuschliessen. Dieser gefallene Zustand gehört zu unserer Welt und kann in diesem Leben nicht vollumfänglich überwunden oder geheilt werden. Das Christenleben ist darum immer auch ein Leben in der Spannung zwischen der eigenen Gebrochenheit und dem Hören auf das Wort Gottes. Als solches umfasst es nicht nur Erfüllung und Glück, sondern auch Anfechtung und Verzicht.
  • Die Deutung der Ehe zwischen Mann und Frau auf Christus und seine Kirche – d.h. die Erwartung der Überwindung des gefallenen Zustandes der Schöpfung (Eph 5, 31f.; Offb 21, 9–14). Die Ehe zwischen Mann und Frau bildet in besonderer Weise das Verhältnis zwischen Christus und seiner Kirche ab. Auch in dieser Verbindung ist die Weitergabe von Leben zentral, denn Christus ist die Quelle des Lebens (Joh 4, 14; Offb 21, 6). Die Deutung der Ehe auf Christus und die Kirche mündet alt- und neutestamentlich in die Hoffnung einer neuen Schöpfung, in welcher der gefallene Zustand der Schöpfung überwunden sein wird.

3. Segnen ohne Segenzusage Gottes ist Missbrauch seines Namens. Weil es bei Segenshandlungen um nichts anderes gehen kann als um die Vergegenwärtigung der Zusage Gottes, ist das Segnen hinsichtlich seiner Anlässe und Situationen an Gottes Gebot gebunden. Die Kirche kann daher nicht nach eigenem Gutdünken über den Segen Gottes verfügen. Ein Segen ohne Segenszusage Gottes ist nicht nur kein Segen, sondern ein Missbrauch des Namens Gottes, wovor uns die Schrift warnt. «Du sollst den Namen des HERRN, deines Gottes, nicht missbrauchen, denn der HERR wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht» (Ex 20, 7).


4. Kirche hat prophetisches Wächteramt. Die Kirche ist dazu aufgefordert, nach Frieden mit jedermann zu streben (vgl. Röm 12, 18–21). Entwicklungen in Staat und Gesellschaft sind darum nicht per se abzulehnen, sondern können, soweit sie nicht gegen Gottes Gebote verstossen, integriert werden (vgl. Röm 13, 1–6). Die Kirche steht aber in der Pflicht, solche Entwicklungen kritisch im Licht der Schrift zu prüfen und gegenüber Staat und Gesellschaft ihr prophetisches Wächteramt wahrzunehmen.

 

Fazit: Wir beabsichtigen einen offenen Diskurs innerhalb der Kirche im Bestreben um Einheit. Wir setzen uns für die Gewissensfreiheit aller in der Kirche tätigen Personen ein. Ebenso dürfen diese Fragen nicht Zulassungskriterium fürs Pfarramt in den reformierten Landeskirchen sein. Auch wenn mit den Verlautbarungen des SEK und der Kantonalkirchen zur «Ehe für alle» der Druck, gegen das Gewissen und unsere theologische Überzeugung zu handeln, zunehmen wird, werden wir im Gehorsam gegenüber Jesus Christus für Amtshandlungen, zu denen wir nicht durch das klare Zeugnis der Schrift beauftragt sind, in aller Demut nicht zur Verfügung stehen und in der Verkündigung das biblische Wort entschieden bezeugen.

Im Oktober 2019


Déclaration sur le « mariage pour tous » dans l’Eglise

L’Évangile nous est fondamentalement attesté par la parole des apôtres et des prophètes dans les saintes Écritures de l’Ancien et du Nouveau Testaments.

- Concorde de Leuenberg, 1973

C’est à l’écoute de la Parole de Dieu de l’Ancien et du Nouveau Testament, dans la connaissance de nos limites et en étant prêts à nous laisser corriger par le témoignage de l’Ecriture Sainte de l’Ancien et du Nouveau Testament et par des motifs de la raison, que nous signons cette déclaration, parce que nous n’acceptons pas la démarche et les déclarations des instances dirigeantes de nos Eglises dans le cadre de la discussion ecclésiale sur le « mariage pour tous ».


1. Rupture radicale. La proposition du Conseil de la Fédération des Eglises protestantes de Suisse (FEPS) et des Conseils de différentes Eglises cantonales d’introduire un mariage religieux aussi pour des couples de même sexe est en rupture radicale avec la tradition judéo-chrétienne et avec les confessions chrétiennes en tous temps et en tous lieux.


2. L’Eglise se place au-dessus de l’Ecriture. Lorsque la base d’une telle décision n’est pas l’Ecriture sainte, on quitte le fondement de la théologie chrétienne. Il faut que l’Eglise reste en-dessous de l’Ecriture et non au-dessus. Elle perd sa légitimité lorsqu’elle ne base pas ses décisions sur l’Ecriture.

3. L’opinion publique n’est pas remise en question. Lorsque l’Eglise n’est plus à l’écoute obéissante de la Parole de Dieu, ce sont les changements de l’opinion publique ainsi que les décisions et les définitions de l’Etat qui déterminent les décisions ecclésiastiques sans aucune remise en question. Or, la volonté créatrice de Dieu ne peut en aucun cas être déduite de l’opinion publique. Un courant social dominant ne peut pas servir de cadre d’interprétation des Ecritures.

4. Plus aucune discussion théologique. Au lieu d’une véritable discussion théologique sur différents avis, on voit apparaître un comportement de plus en plus absolu chez ceux qui aimeraient établir un « mariage pour tous » ecclésial.

 

Dans l’obéissance à Jésus-Christ et en accord avec nos engagements de consécration, lesquels nous réfèrent aux bases de l’Ecriture Sainte de l’Ancien et du Nouveau Testament dans notre responsabilité théologique et éthique, nous faisons observer :

1. Les décisions doivent avoir des fondements bibliques et théologiques. Les instances dirigeantes de la FEPS et des Eglises cantonales ont le devoir de prendre leurs décisions sur des fondements bibliques et théologiques. Lorsqu’elles suivent l’opinion publique sans tenir compte de ces fondements, nous ne pouvons accepter leurs décisions.

2. La compréhension chrétienne du mariage. Voici ce qui est déterminant - à nos yeux - pour une compréhension chré- tienne du mariage, laquelle ne doit pas forcément être conforme à la compréhension mondaine du mariage :

  • L’homme et la femme se complètent l’un l‘autre dans l’altérité sexuelle. Cette base formulée dans Genèse 1 et 2 est confirmée par Jésus-Christ lui-même comme alliance du mariage (Mt 19, 4-6; Mc 10, 6-9): « N’avez-vous pas lu que le Créateur, au commencement, fit l’homme et la femme et qu’il dit : ‹ C’est pourquoi l’homme quittera son père et sa mère, et s’attachera à sa femme, et les deux deviendront une seule chair › ? » Ce n’est que dans le cadre de cette complémentarité que la transmission de la vie est possible. La bénédiction de la création (Ge 1,28), sur laquelle est basée la bénédiction du mariage, contient l’aspect de la réception de la vie et de la transmission de la vie comme don de Dieu. La sainteté de la vie humaine est donc une base essentielle qui fonde la protection et la bénédiction particulières du mariage entre un homme et une femme.
  • L’état de chute de la création entière (Ro 5, 12–21; 8, 18–25). En ce qui concerne leurs relations avec Dieu, avec leur prochain et avec eux-mêmes (y compris leur propre sexualité), tous les humains sont dans un rapport brisé quant à la volonté créatrice de Dieu. Cet état nous empêche d’identifier immédiatement la volonté originelle de Dieu avec ce que nous constatons dans la nature. Cet état de chute fait partie de notre monde et ne peut pas être complètement vaincu ou guéri dans cette vie. A cause de cela, la vie chrétienne est toujours en tension entre notre propre brisement et l’écoute de la Parole de Dieu ; la vie ne comprend donc pas seulement épanouissement et bonheur, mais aussi tentation et renoncement.
  • L’analogie du mariage entre homme et femme et de l’union entre Christ et son Eglise – c.à.d. l’attente que l’état de chute de la création soit surmonté (Eph 5, 31 et ss.; Ap 21, 9–14). Le mariage entre un homme et une femme illustre de façon particulière le rapport entre Christ et son Eglise. Dans cette relation aussi, la transmission de la vie est centrale, car Christ est la source de la vie (Jn 4,14 ; Ap 21,6). L’analogie du mariage et de l’union entre Christ et son Eglise débouche dans le Nouveau Testament sur l’espérance en une nouvelle création, dans laquelle l’état de chute de la création sera surmonté.

3. Bénir sans l’ordre de Dieu, c’est abuser de son nom. Un acte de bénédiction ne peut pas être autre chose que l’affirmation de l’engagement de Dieu. Il est donc lié, en ce qui concerne son occasion et sa situation, au commandement divin. Par conséquent, l’Eglise ne peut disposer de la bénédiction de Dieu comme bon lui semble. Bien plus, une bénédiction sans l’ordre de Dieu n’est pas une bénédiction, mais un abus du nom de Dieu, ce dont l’Ecriture nous avertit: « Tu ne prendras pas le nom du Seigneur, ton Dieu, en vain; car le Seigneur ne laissera pas impuni celui qui prendra son nom en vain » (Ex. 20,7).

4. L’Eglise a un rôle prophétique de veilleur. L‘Eglise est exhortée à rechercher la paix avec tous (voir Ro 12, 18-21). Les évolutions de l’Etat et de la société ne sont pas à refuser systématiquement, mais peuvent être intégrées si elles ne s’opposent pas aux commandements de Dieu (voir Ro 13, 1-6). Toutefois l’Eglise a le devoir d’examiner les évolutions de manière critique à la lumière de l’Ecriture et d’assumer son rôle prophétique de veilleur dans l’Etat et la société.

 

Conclusion : Nous demandons une discussion ouverte dans l’Eglise, en recherchant l’unité.Nous revendiquons la liberté de conscience pour toutes les personnes actives dans l’Eglise.Ces questions ne doivent pas devenir un critère d’admission pour le ministère pastoral dans les Eglises réformées. Même si, par les déclarations de la FEPS et des Eglises cantonales sur le « mariage pour tous », la pression à agir contre notre conscience et nos convictions théologiques augmentait, en toute humilité et par obéissance à Jésus-Christ, nous ne serons pas disponibles pour des actes ecclésiastiques qui ne sont pas clairement fondés sur l’Ecriture et nous témoignerons résolument par l’annonce de la Parole biblique.

Octobre 2019